Als Neumann & Kamp „FLÜGGE“ wurde
Im Jahr 2000 kam Michael Kamp auf die Idee, als Historiker ein Unternehmen für historische Dienstleistungen zu gründen. Anlass war der Auftrag einer Privatperson, biografische und genealogische Fragen zu recherchieren, den er während seiner Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität München ausführte. Konnte sich dies nicht in ein Geschäftsmodell ummünzen lassen?
Der Gedanke ließ Michael Kamp nicht mehr los – zumal das Ende seiner Promotion in Sicht kam und sich die Frage der beruflichen Zukunft stellte. Im Frühjahr 2001 fragte er bei einem Treffen im Institut für Universitäts- und Bildungsgeschichte der LMU spontan seinen Studienkollegen Florian Neumann, ob er mit ihm ein Unternehmen für Geschichtsdienstleitungen gründen wolle. Kamp warb auch mit dem möglichen Firmennamen: „Neumann & Kamp klingt doch prima“. Florian Neumann war einverstanden. Ohne Umschweife wurde „Neumann & Kamp Historische Projekte“ als eines der ersten Start-up-Unternehmen in der damals noch jungen Branche der historischen Dienstleistungen ins Leben gerufen.
Erste Aufträge, Firmengeschichten zu recherchieren und zu schreiben, warben Michael Kamp und Florian Neumann über Kontakte und Empfehlungen ein. Die beiden Gründer buchten vorsichtshalber auch einige Seminare in Buchhaltung, Marketing und Personalführung, um sich das Know-how zur Führung eines Unternehmens anzueignen. „Diese waren essenziell“, berichtete Michael Kamp später, „denn als Historiker hatten wir wenig Ahnung von all diesen Dingen“. Als Büro diente anfangs zwar keine Garage, aber ein Raum in der Wohnung von Michael Kamp.
Einen wichtigen Impuls, um unternehmerisch abheben zu können, erhielt Neumann & Kamp durch das Förderprogramm FLÜGGE (Bayerisches Förderprogramm zur Unterstützung des leichteren Übergangs in eine Gründerexistenz). Das bis heute existierende Programm bietet Hochschulabsolvent:innen mit einer innovativen Idee eine halben Stelle an einer Universität in Bayern. Mit dieser Absicherung im Rücken können sich die Gründer:innen darum kümmern, aus der Idee ein Unternehmen zu formen. Michael Kamp und Florian Neumann stellten einen Förderantrag, der die Verantwortlichen überzeugte. Die beiden Historiker waren damit Exoten, denn im Vergleich zu anderen Disziplinen bewarben sich damals schlicht keine Geisteswissenschaftler um eine derartige Förderung. Umso schöner, dass die Existenzgründung gelang und eine Erfolgsgeschichte ihren Lauf nahm.
FLÜGGE war wieder ein Thema, als sich die von Florian Neumann beschriebenen Eigenschaften „Risikobereitschaft, Durchhaltevermögen und Kessheit“ der Anfangszeit längst ausgezahlt hatten. 2013, zwölf Jahre nach Gründung des Unternehmens, überzeugte sich der damalige bayerische Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst Wolfgang Heubisch bei einem Besuch ehemaliger FLÜGGE-Existenzgründer, dass sich die Aufnahme von Neumann & Kamp in das Programm gelohnt hat. Aus dem Start-up war ein Unternehmen mit mehreren festen Mitarbeiter:innen geworden, das große Buch- und Archivprojekte durchführte und Studierenden der LMU die Möglichkeit zum Praktikum bot. Die Praktikant:innen konnten unter anderem sehen, welche beruflichen Möglichkeiten sich Geisteswissenschaftler:innen bieten, wenn sie pfiffige Ideen haben und mit Energie und Engagement versuchen, diese umsetzen.
Quellen: Münchner Uni Magazin. Zeitschrift der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1 (2015), S. 7f.; Hochschulen als Unternehmerschmiede, in: Welt am Sonntag, 12.03.2006; Generalisten mit gefragten Kompetenzen, in: FOCUS Magazin, 24 (2007).